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hobbytipp 332
Lebenselixiere aus Deutschland: wilde Früchte
Arche der Aromen
Menschen und Tiere in Mitteleuropa profitieren wenig von Gärten, die mit Zedern, anderen Großbäumen und Koniferen besetzt sind. Zahllose gefährdete Tierarten  Kerbtiere, Kriechtiere, Vögel, Schmetterlinge, Kleinsäuger  sind auf die heimischen Gewächse angewiesen, weil sie sich seit Jahrtausenden auf diese Nahrungsquelle spezialisiert haben, genauso wie die Menschen. Von heimischen Gehölzen wie Weißdorn, Schlehe und Holunder leben jeweils Dutzende von Vögeln und bis zu mehrere hundert Kerbtierarten.
Der Garten als Rettungsinsel für die heimische Pflanzenwelt.
Foto Weißdorn wird mit der Lupe untersucht; Rechte: WDR
Foto Weißdorn wird mit der Lupe untersucht; Rechte: WDR
Die vielen Varietäten
des Weißdorns lassen
sich nur mit der Lupe
unterscheiden.
Mitten in Ballungsräumen sieht man nach der Umgestaltung des Gartens mit heimischen Gewächsen plötzlich lange nicht mehr beobachtete Falter, Vögel und Käfer.

Da Tiere und Pflanzen seit Jahrtausenden aufeinander eingespielt sind, können sie die heimischen Pflanzen in viel größerem Maße nutzen als exotische Pflanzen. Einzelne Tiere, darunter viele seltene Schmetterlingsraupen-
arten, sind so hochspezialisiert, dass sie nur von einer bestimmten Pflanzenart leben können. Ihr Leben hängt also von Ökosystemen ab, die diesen Pflanzen Platz bieten. Exotische Pflanzen führen aber nicht nur zu einer Verarmung der Gärten. Die Früchte vom Feuerdorn, Purpurapfel, Kirschlorbeer, Weigelie, Essigbaum und Deutzie sind bei unseren Vögeln nicht sehr beliebt. Sie nehmen ihre Früchte nicht an und manche Arten bedeuten sogar eine Bedrohung für die heimische Tier- und Pflanzenwelt. So legt der Schillerfalter seine Eier an Weiden ab, aber auch an den Hybridpappeln aus Kanada. Da die jungen Raupen das harte Laub der Hybridpappeln nicht beißen können, müssen sie verhungern.

Der Mensch kann schwer vorhersehen, welche ausheimischen Pflanzen die heimische Vielfalt bedrohen und welche nicht, welche ausbreitungs-
freudig sind und welche nicht. Deswegen sollte man in der Regel auf die Anpflanzung von Exoten verzichten. Teilweise braucht es Jahrzehnte, bis Pflanzen die Lebensgrundlage haben, die ihnen eine massenhafte Vermehrung erlaubt. Die Mahonie aus Amerika (Mahonia aquifolium) wird seit Jahrzehnten in Europa als Zierpflanze gepflanzt. Erst in den letzten Jahren breitet sie sich bei uns verstärkt in der freien Natur aus. Nun erst lässt sich erahnen, dass sie vielleicht einmal die heimische Vielfalt bedrohen wird. Vor hundert Jahren nahm niemand an, dass der Riesenbärenklau aus dem Kaukasus (Heracleum mantegazzianum), der seit ungefähr 1900 als Bienenweide und Zierpflanze angepflanzt wurde, heute mit großen Unkosten von Umweltbehörden in seiner Ausbreitung eingegrenzt werden muss.

Die Vielfalt des Lebens auf der Erde ist für den Menschen ein großer Schatz. Sie bedeutet und sichert Lebensqualität im angestammten Lebensraum. Jeder Gartenbesitzer kann in seinem kleinen Rahmen dazu beitragen, die Vielfalt zu erhalten.
Foto Auswahl an einheimischen Rosen in der Gärtnerei; Rechte: WDR
Foto Auswahl an einheimischen Rosen in der Gärtnerei; Rechte: WDR
Manche Gärtnereien
haben sich ganz auf
einheimische Pflanzen
spezialisiert.
Jeder Garten kann eine Rettungsinsel für die heimische Tier- und Pflanzenwelt und dazu noch ein gesundes, kulinarisches Erlebnis für den Menschen sein.

Außerdem sind heimische Arten auch im Kauf preiswerter als Zuchtgewächse. Lieber eine "Gourmethecke" im Garten als exotische Gehölze, mit denen auch die Tiere wenig anfangen können. Dazu meinte Dr. Norbert Kleinz von der Naturgärtnerei "Ahornblatt" in Mainz in unserer Sendung:

" Als Gartenbesitzer hat man von heimischen Pflanzen fast nur Vorteile. Ein großer Vorteil ist, dass sie sehr pflegeleicht sind, dass sie, wenn sie mal angewachsen sind, keine große Arbeit mehr benötigen, also kein Wässern, Düngen, Spritzen, kein Winterschutz, fällt alles weg. Auch das Schneiden fällt weg. Wildpflanzen können zwar auch mal Schädlinge haben, mal einen Pilz oder auch mal Blattläuse, aber das schadet den Pflanzen nicht, weil die hier aufgewachsen sind, in Mitteleuropa unter Naturbedingungen und dem entsprechend mit diesen Dingen leicht fertig werden."

Eine "Gourmethecke" im eigenen Garten
Hier einige der wertvollen Arten, die Dr. Kleinz für eine Gourmet-Hecke im eigenen Garten vorschlägt.

Wald-Hasel (Corylus avellana)
Eberesche (Sorbus aucuparia)
Schwarzer Holunder (Sambucus nigra)
Weißer Holunder (Sambucus nigra "Alba")
Mispel (Mespilus germanica)
Krieche (Prunus institia) eine wilde Urform der Pflaume
Herlitze (Cornus mas)
Brombeere (Rubus fruticosus)
Pillnitzer Vitaminrose (Rosa x salaevensis "PiRo3)
Schlehe (Prunus spinosa)
Weißdorn (Crataegus laevigata)
Wilde Schwarze Johannisbeere (Ribes nigrum)
Wilde Rote Johannisbeere (Ribes rubrum)
Wilde Himbeere (Rubus idaeus)
Stachelbeere (Ribes uva-crispa)
Echte Felsenbirne (Amelanchier ovalis)
Achtung! Viele der im Handel angebotenen Sorten sind amerikanische oder asiatische Varianten. Deshalb ist es wichtig, beim Pflanzenkauf grundsätzlich auf Sortenechtheit und Wurzelechtheit (das heißt keine Veredelung auf Unterlage!) zu achten. Die Sortenechtheit kann man sicherstellen, wenn man immer mit dem korrekten lateinischen Namen bestellt und die Übereinstimmung auch kontrolliert.

Die genaue Auswahl und Anordnung der Pflanzen hängt von den Bedingungen im Garten ab. Individuelle Beratung bekommen Sie kostenlos über "Ahornblatt", 55001 Mainz, Postfach 1125, Tel: 06131/73300 oder 72354, Fax: 06131/364967 und www.Ahornblatt-Garten.de
 
hobbytipp
Vorwort
Was wir von unseren Vorfahren lernen können
Arche der Aromen
Gesundheit mit Herbstfrüchten
Die Wildrose - Die Königin
Schlehe - Die Zauberpflanze
Weißdorn - der Hüter der Schwelle
Buche - die Mutter des Waldes